Roadtrip kulinarisch

Eigentlich dachten wir, dass bei Reisen in „westliche Länder“ die Unterschiede zu Deutschland recht gering ausfallen würden. Die USA haben uns eines Besseren belehrt, ganz besonders beim Essen.

Das fängt schon vor Betreten eines Lokals an.
Selbst in jedem noch so kleinen Ort wird mit den „World’s Best…“  oder „World’s Famous..“ …Burger, Rippchen, Pizza etc. geworben.

Worlds-Best

Anfangs haben wir uns davon noch beeindrucken lassen, dann jedoch festgestellt, dass einige die Grenzen ihrer „Welt“ doch recht eng abstecken…
Die Ankündigungen für das bei uns ganz normale Sauerteig-Brot klingt vollmundig und die Live-Vorführung zieht eine Menge Kundschaft an :

Sourdough

All diese gutgemachte Werbung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich trotzdem um ein pappiges Weißbrot handelt.

Für Essen schlange zu stehen scheint in den USA allgemein sehr beliebt zu sein.

Orderline

Wir haben oft mit Einheimischen über dieses Phänomen gesprochen und alle versicherten uns, wenn es eine lange Schlange gibt, muss das Essen gut sein. Da selbst Fastfood-Kettenrestaurants mit mäßiger Qualität über spezielle, oft gut gefüllte Wartebereiche verfügen, ist dies unserer Meinung nach kein besonders aussagekräftiges Indiz sondern eher ein künstlicher Hype (oft begünstigt durch Bewertungsportale im Internet wie tripadvisor.com oder yelp.com). Wir haben uns folglich auch nicht davon ablenken lassen und sehr oft auch ohne Wartezeit sehr gut gegessen. Ein sinnvolles Überbrücken der Wartezeit wurde bei diesem Mexikaner vorgeschlagen:

ElToreador

Wie auf diesem Schild auch gut erkennbar ist, wäre es ein Unding sich einfach an einen Tisch seiner Wahl zu setzen. Stattdessen muss man warten, um von einer manchmal einzig und allein dafür angestellten Servicekraft zu einem Tisch ihrer Wahl begleitet zu werden. Hintergrund ist, dass die Kellner zum Teil ausschließlich vom Trinkgeld leben und ihnen Tische fest zugewiesen sind. So wird durch das Einweisen eine gewisse Fairness beim Trinkgeld sichergestellt. Wir konnten uns nicht daran gewöhnen aus diesem Grund beispielsweise keinen von den vielen schönen freien Tischen am Fenster zu bekommen.

Booth

Die stark am Trinkgeld interessierten Kellner sind oft sehr freundlich und eifrig. Das führte häufiger dazu, dass wir noch nicht die Jacken ausgezogen hatten, geschweige denn die Karte angesehen und schon um unsere Bestellung gebeten wurden. Später haben wir festgestellt, dass es üblich ist bei dieser Gelegenheit seinen Lieblings-Softdrink oder das kostenlose Wasser zu bestellen. Alkoholfreie Getränke werden meist gratis nachgefüllt, wenn sie aus der Zapfanlage kommen. Leider schmeckt das Leitungswasser in den USA stark nach Chlor und damit auch oft die gezapfte Cola. Vielleicht wird dies nicht geändert, weil die Alternative aus der Flasche zu einem deutlich höheren Preis ohne Refill angeboten wird. Uns hat auch gewundert, dass selbst in so manchem teureren Restaurant die Getränke in Plastikbechern serviert werden.
Eine weitere Besonderheit in US Restaurants sind die Fernseher, die teilweise 5 verschiedene Programme zeigen:

FernseherRestaurant

In den USA muss immer alles sehr schnell gehen, auch beim Essen. Wenn das Essen nicht nach 5 Minuten serviert ist, der 1 Liter Plasitkbecher nicht nach fast jedem Schluck nachgefüllt wird und die Rechnung nicht noch während man kaut auf den Tisch gelegt wird, dann muss der Kellner um seine üblichen 15% – 20% Trinkgeld fürchten.
Natürlich haben wir trotzdem auch oft sehr gut gegessen (z.B. in NYC, New Orleans, Savannah oder an der Westküste) und es war interessant nach und nach die Unterschiede zu verstehen.
Wenn man sein Essen als Takeaway mitnimmt, kann man sich im Kopfrechnen üben, denn die von Staat zu Staat verschiedenen Steuern sind nicht mit eingerechnet. Besonders gewöhnungsbedürftig ist dies zum Beispiel, wenn man die $10 für einen Burger, die in großen Lettern auf der Werbetafel ausgewiesen sind, passend abgezählt bereithält und dann um $11,83 gebeten wird.

Nichtsdestotrotz gibt es in den USA unglaublich gute Burger, hier eine kleine Auswahl unserer Favoriten mit sehr guten Beilagen wie Süßkartoffel-Pommes Frites, Zwiebelringen oder Cole Slaw:
Burger1

Burger2

Burger3

Burger4

Burger5

Burger6

Burger7

Burger9

Burger10

Burger11

Neben Burgern sind die USA auch für ihr Barbeque – kurz BBQ – bekannt. Neben den auch in Deutschland verbreiteten Klassikern wie Steak und Rippchen gibt es sehr gutes „Pulled Pork“: langsam bei niedriger Temperatur so lange gegrillt/gesmoked, bis das Fleisch so zart ist, dass es ganz leicht mit der Gabel in kleine Stück gezupft („pulled“) werden kann:

BBQ4

BBQ2

BBQ1

BBQ3

An der Ost- und Westküste sowie am Golf vom Mexiko haben wir sehr gute regionale Fischspezialitäten gekostet:

Crabshack

Fins1

Fins2

Toma

Ein typisches US-Frühstück besteht aus Pancakes (oft mit Ahorn-Sirup) oder Eiern mit Bacon und Hashbrowns (eine Art Rösti) oder auch alles zusammen. Die Kombination von herzhaften und süßen Speisen ist besonder beim Frühstück sehr beliebt.

Breakfast2

Breakfast1

Auch außerhalb des Frühstücks haben wir gewagte Kombinationen entdeckt  wie Pepperoni, Bacon oder gar saure Gurken im Schokenladenmantel:

ChocolateDipped

Den Schoko-Bacon haben wir uns getraut zu probieren, werden aber sicher kein Fan davon.

Es gibt in den USA aber auch viele leckere Süßigkeiten, viele davon extrem süß. Besonders im Trend liegen derzeit wohl Cupcakes – Muffins mit einer großen Haube aus Crème.Cupcake
Der allgemeine Trend zu Light-Produkten scheint in den USA schon wieder rückläufig zu sein:

AntiLight AntiLight2

Alternativ gibt es auch sehr schmackhafte und dabei gesunde Gerichte. Wir haben jedoch festgestellt, dass diese vor allem in großen Städten und im hochpreisigen Segment angesiedelt sind. In sehr kleinen Orten ist häufig das „Stadtzentrum“ durch eine Anhäufung der üblichen Verdächtigen an Fastfood Ketten definiert, in großen Städten gibt es sie sowieso überall. Darunter sind zwar auch gesunde Vertreter – wie etwa „Subway“ – diese jedoch stark in der Unterzahl.

Das Essen in den USA war insgesamt sehr lecker und teils besser als gedacht. Die anfängliche Begeisterung für die mannigfaltige Burger-Auswahl hat nach einiger Zeit nachgelassen. Stattdessen haben wir die traditionellen Spezialitäten aus aller Herren Länder genossen. Deutschland fehlt es in diesem Bereich leider (noch) an Authentizität.

Hungry

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