Der Weg ist das Ziel

Unser Roadtrip durch die USA führte uns in 6’969 Meilen beziehungsweise 11’151 Kilometern durch 18 Bundesstaaten. Mehrere Einheimische haben uns unterwegs darauf hingewiesen, dass wir damit wohl mehr von den USA gesehen, als so mancher US-Bürger selbst.
MustangMirrorDay
Die Strecke, die wir bewältigt haben würde in Deutschland 11x das Pendeln von Nord nach Süd bedeuten. In den USA ist das Fahren vor allem auf den Highways ganz anders. Man darf zwar nicht annähernd so schnell fahren (im Schnitt etwa 60 bis 70 Meilen Höchstgewindigkeit und damit etwa 100km/h), ist aber trotzdem recht zügig am Ziel. Das liegt unter anderem daran, dass oft nicht so viel Verkehr ist und man dementsprechend den Tempomaten auf die zulässige Höchstgeschwindigkeit einstellt und über mehrere hundert Kilometer nicht mehr verändert. Auf dem Navi erhält man dabei zum Teil Hinweise wie etwa „in 573km rechts abbiegen“. Wir haben uns auf langen Etappen alle 250km abgewechselt und so locker 1000km an einem Tag zurückgelegt. Ansonsten erfordert noch das Tanken regelmäßige Zwischenstopps. Gerade bei den hohen Sprit-Verbräuchen könnten die Autos auch größere Tanks vertragen. Das haben sich wohl einige auch schon überlegt und sind auf die Idee gekommen die Tankstelle gleich mitzunehmen:
Pickuptanke
Wir hatten insgesamt drei grundauf verschiedene Leihwagen. Wegen des Winterwetters hatten wir ursprünglich ein kleines SUV gebucht und erhielten zunächst einen Jeep Liberty:
JeepLiberty
Dieser hat nicht nur sehr viel verbraucht, sondern lag auch schlecht auf der Straße. Wir hatten eher den Eindruck in einem LKW zu sitzen. Der eingetauscht Toyota RAV 4 hatte deutlich modernere Technik und es hat viel mehr Spaß gemacht ihn zu fahren. Zudem hat er weniger als die Hälfte verbraucht:
RAV4

RAV4Graph
Als dieser anfing Klappergeräusche von sich zu geben und wir zur Abwechslung wärmere Gefilde erreicht hatten, haben einige glückliche Zufälle dazu geführt, dass wir uns in einem Ford Mustang Cabrio wiederfanden:
Mustang
Neben der Tatsache, dass ein Auto ohne Dach einfach Spaß macht, hat er uns mit einigen Features und dem geringsten Spritverbrauch aller drei Autos (Rekord waren 7l/100km und das bei >300PS) sehr gut gefallen.

Mit etwa 60€ct. pro Liter beziehungsweise $3,..pro Gallone hielten sich die Kosten für die lange Strecke im Rahmen:
Tanke
Interessant ist auch der andere „Sprit“, der an der Tankstelle verkauft wird. Betrunkenes Autofahren ist in den USA ein großes Problem, ironischerweise haben wir aber sogar Cocktail-Drive-Throughs gesehen. Für die Fußgänger auf der Straße gibt es hingegen strikte Limits:
NoAlcohol
Generell haben wir die unterschiedlichsten Tätigkeiten gesehen denen man während des Autofahrens nachgehen kann. Während telefonieren oder SMS schreiben schon fast einen Standard darstellen und zum Beispiel in Kalifornien erst gerade verboten wurden, haben wir Leute beim Lesen von Büchern, dem beidhändigen Benutzen von Zahnseide oder anderweitig beschäftigt gesehen.
Hunde
Lange Strecken, die mit relativ niedriger Geschwindigkeit und Tempomat gefahren werden, begünstigen dies definitiv. Der Zustand einiger Autos ist wegen der wesentlich laxeren Vorschriften teilweise grenzwertig:
Bully
Auch die Vorschriften zum Autofahren selbst werden nicht so eng gesehen. Auf den vielspurigen Highways wird man teilwiese rechts und links gleichzeitig überholt. Eine Innovation sind die sogenannten „HOV Lanes“ (High Occupancy Vehilce) für „vielbesetzte“ Autos.

Amüsant fanden wir, dass ein Auto mit zwei Personen schon als „vielbesetzt“ gilt.
Carpools
Das ist eine Regel, die tatsächlich – sogar mit Blitzgeräten – kontrolliert und bei Nichtbeachtung mit hohen Strafen geahndet wird.
Besonders komisch ist, dass es keine Rechts-vor-Links-Regel gibt: an so gut wie jeder Kreuzung ohne Ampel sind Stoppschilder. Wer zuerst kommt fährt zuerst. Durch diesen kleinen Unterschied haben wir bei kilometerlangen Straßen (manchmal als einziger Verkehrsteilnehmer) alle hundert Meter anhalten müssen. Das kostet natürlich viel Zeit und Sprit.

Sprit zu bekommen kostet auch ungewöhnlich viel Zeit, denn an der Tankstelle muss man vor dem Tanken bezahlen. Theoretisch kann man dafür einfach seine Kreditkarte benutzen. Da man dazu aber immer den zur Kreditkarte passenden „ZIP-Code“ eingeben muss, wird dies oft kompliziert. Machmal funktionierte irgendeine fünfstellige Zahl, meistens aber gar nichts. Dann muss man zum Kassierer, die Zapfsäule nennen und die zu tankende Menge in $ abschätzen und dafür (sicherheitshalber zu viel) im Voraus bezahlen. Hier funktioniert dann auf einmal die gleiche Kreditkarte tadellos. Dann wird getankt. Danach muss man wieder zum Kassierer und dafür unterschreiben, dass man das zu viel gezahlte Geld zurückerstattet bekommt. Meist hat dies nur unnötig viel Zeit und Nerven gekostet.
Einmal hat die Kassiererin auch einfach die falsche Zapfsäule aktiviert und ein anderer hat damit getankt. Mit viel gutem Zureden konnten wir ihn dann doch dazu bewegen bei der Kassiererin den Sachverhalt zu klären… Im Zeitalter ohne Kreditkarten war dies sicher einfacher:
VintageTankeSogar das Parken des Autos ist anders. Ähnlich wie im Restaurant kann man sich oft seinen Platz nicht einfach aussuchen: „Valet Parking“ ist Pflicht. Man steigt direkt dort aus wo man hin möchte (Restaurant, Hotel, …) und gibt seinen Schlüssel einem „Einparker“.
Valet
In den USA ist dies Gang und Gäbe. Wir konnten sogar beobachten, dass bei „Trader Joe’s“ (einem Ableger von Aldi in den USA) jemand seinen Rolls Royce abgegeben hat. Für uns ist es nicht richtig vorstellbar irgendeinem Teenager sein Auto zu überlassen, gerade wenn man es schon geschafft hat selbst auf den großen (und leeren)Supermarkparkplatz zu fahren. Neben dem angeschlagenen Preis versteht sich ein hohes Trinkgeld von selbst.
Über die teilweise horrenden Parkgebühren haben wir ja schon im San Francisco Beitrag berichtet.
Hinweise zum Parken und zu anderen Sachverhalten, die mehr oder weniger banal erscheinen, pflastern die Straßen:
Signs1

Signs2
Gerade im Straßenverkehrt hat sich das Vorurteil bestätigt, dass in den USA alles größer ist.
Rims

Truck

Monstertruck

HotrodLimo
Wenn dann auch noch im Auto geschlafen oder vielmehr gewohnt werden soll, werden alle Dimensionen gesprengt. Recht gängig sind gigantische Wohnmobile in LKW-Größe. Um nicht ganz so „beengt“ unterwegs zu sein, haben diese dann oft beinahe nochmals so große Anhänger im Schlepptau:
RV0

RV1Wenn die Fahrzeuge nicht größer sind, dann doch zumindest extremer:
LamboAuch sonst ist einfach immer alles noch ein bißchen größer:
IceTea

Sandwich

HungryMan

Mall
Das schöne am Roadtrip war, dass wir einfach anhalten konnten, wenn es etwas zu sehen gab. „Roadside-Attractions“ entlang der großen Straßen zielen genau darauf ab. Highlights waren die größte Pistazie der Welt, eine übergroße Marilyn Monroe und ein Sombrero-Freizeitpark, in dem hauptsächlich Feuerwerk verkauft wird:
Pistachioland

Marilyn

SouthOfTheBorder„German Town“ fanden wir eher lustig, als dass Heimatgefühle geweckt wurden. Dementsprechend haben wir uns auch nicht in den „Ausländer-Biergarten“ begeben:
GermanTown1

GermanTown2
Die allgegenwärtigen Hinweisschilder auf Waffen-Shows, Waffengeschäfte und Abstrusitäten wie waffenförmige Grills sind uns immer wieder aufgefallen.
Guns

Waffengrill
Die USA sind einfach ein riesiges Land und auf unserer Reise von Küste zu Küste haben wir sehr viel gesehen. Besonders erwähnenswert ist hier noch, dass wir das Death Valley durchquert haben, wo man den höchsten und tiefsten Punkt der USA gleichzeitig sehen kann, Wein im Napa Valley gekostet haben und mit dem Hover-Damm den bekanntesten Staudamm der USA gesehen haben.
DeathValley1

DeathValley2

Napa

HoverDam

Die Fahrt war lang, hat unheimlich viel Spaß gemacht und war jeden Kilometer wert. Wir blicken gern darauf zurück:MustangMirrorNight

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