Auf unserem Weg zu dem Ort, wo der Legende nach die Seelen der Verstorbenen Neuseeland verlassen und zu ihrer spirituellen Heimat Hawaiki zurückkehren, gab es viel mehr zu entdecken, als wir gedacht hatten.
Die Landzunge nördlich von Auckland – die Verwaltungsregion Northland – bildet die Nordspitze neuseelands. In jeder Himmelsrichtung liegt eine eigene Attraktion. Im Süden die mit Abstand größte Stadt Neuseelands Auckland mit ihren knapp 1,5 Millionen Einwohnern. Im Osten liegt die „Bay Of Islands“, die mit ihren kleinen Inseln in kristallklarem Wasser Südseestimmung aufkommen lässt. Im Westen findet sich auf fast kompletter Länge der 55 Meilen lange und daher natürlich unter dem Begriff „90 Mile Beach“ bekannte Strand, der gleichzeitig eine öffentliche Straße ist. Und schließlich findet man ganz im Norden das Cape Reinga mit dem gleichnamigen und ikonischen Leuchtturm, an dem der südpazifische Ozean und die Tasman See zusammentreffen.
Aber auch in der Mitte Northlands gibt es viel zu entdecken. Früher gab es hier sehr viele uralte und riesige Kauribäume, die aber aufgrund ihrer vielfältigen Verwertbarkeit von den ankommenden Siedlern im großen Stil abgeholzt wurden und jetzt unter Schutz stehen. Insbesondere eine Krankheit namens Kauri Dieback Disease bedroht die letzten Bäume ihrer Art. Um deren Ausbreitung zu minimieren gibt es spezielle Schutzmaßnahmen: erhöht angelegte Wege und Desinfektionsstationen für die Schuhe.
Auf einem Campingplatz in Mitten dieser Kauri Wälder konnten wir an einer fantastischen nächtlichen Wanderung teilnehmen, die absichtlich nichts als „Kiwi Tour“ verkauft wurde, weil die Wahrscheinlichkeit wirklich Kiwis in freier Wildbahn zu sehen einfach viel zu gering ist.
Unser Glück lässt sich kaum in Worte fassen, denn wir sahen nicht nur einen oder zwei, sondern gleich 6 Kiwis und konnten sogar ein Foto machen. Die scheuen Nationaltiere Neuseelands sind nachtaktiv und durch Raub- und Haustiere stark gefährdet.
Auf unserem nächtlichen Ausflug sahen wir noch weitere typische Neuseeländer, wie die riesigen Weta Insekten (die Maoris gaben ihnen den passenden Namen Wetapunga oder Gott der hässlichen Dinge) und die Glühwürmchen, die eigentlich Fliegenlarven sind, die mit leuchtenden „Angeln“ im Dunkeln nach Nahrung fischen.
Da es nie wirklich weit bis zum Meer ist, gibt es viel frischen und – die neuseeländische Spezialität – frittierten Fisch. Besonders gut hat dieser im Manganoui Fish Shop geschmeckt, während wir direkt über dem Wasser saßen und uns so viele Zitronen nehmen konnten wie wir wollten.
Es wäre nicht Neuseeland, wenn es nicht auch hier einen super tollen Farmer’s Market geben würde.
Ein bisschen Kunst gab es mit gelegentlicher Streetart und den Hundertwasser Toiletten. Wie wir vorher nicht wussten, hat der Künstler hier seinen Lebensabend verbracht.
In der “Bay Of Islands“ war sogar der Blick von unserem Campingplatz spektakulär. Hätten wir ein Boot gehabt, hätten wir es sicherlich sofort zu Wasser gelassen.
In Ermangelung eines eigenen Boots haben wir uns der “Hole In The Rock“ Bootstour angeschlossen und von Delfinen begleitet viele traumhafte Ausblicke auf das südpazifisch anmutende Inselreich genossen.
Beim Gedanken an einen sehr, sehr langen Strand mit 55 oder gar 90 Meilen kommt einem wahrscheinlich nicht als Erstes in den Sinn, dass es sich um eine – sogar relativ gefährliche – Straße handelt. Wenn die Flut nicht gerade Autos mitzureißen droht, dann muss man sich als Autofahrer sehr konzentrieren, um in dieser ungewöhnlichen Umgebung die Verkehrsregeln einzuhalten.
Schließlich waren wir dort angekommen, wo die Straße nicht mehr weiter führt. Hinter dem Leuchtturm konnten wir einen ähnlichen Wegweiser betrachten, wie schon an der Südspitze der Südinsel nahe Bluff. Auch wenn wir Neuseeland von Spitze zu Spitze wortwörtlich erfahren haben, haben wir noch nicht genug von diesem wunderschönen Land.